BLOCKCHAIN IM RECHNUNGSWESEN UND STEUERBEREICH: KOMMT BALD DIE DREIFACHE BUCHFÜHRUNG?

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Was ist Blockchain-Technologie?

Seit im Jahr 2008 mit Bitcoin die erste Kryptowährung geschaffen wurde, ist die dahinter liegende Blockchain-Technologie immer weiter in den Fokus von Investoren, institutionellen Einrichtungen und Unternehmen gerückt. Bei einer Blockchain handelt es sich um ein dezentral verteiltes, fälschungssicheres Datenregister, welches Transaktionen ohne eine zentrale Kontrollstelle speichert. Dabei werden Transaktionen in Blöcken („Block“) gesammelt, welche über sog. Hashes miteinander verkettet („Chain“) sind. Diese Blöcke werden in einem Hauptbuch („Ledger“) festgehalten. Um sicherzustellen, dass keine ungültigen Transaktionen in einen Block bzw. in das Hauptbuch aufgenommen werden, besitzen und aktualisieren alle Netzwerkteilnehmer eine Kopie des Hauptbuchs. Daher wird die Blockchain-Technologie auch oft als sog. „Distributed Ledger Technology“ bezeichnet. 

Dadurch, dass jeder Block mit einem Zeitstempel versehen wird, kann jeder Netzwerkteilnehmer alle Transaktionen genauestens nachvollziehen, was zu einer hohen Datenintegrität, Transparenz und Netzwerksicherheit führt. Diese Eigenschaften machen Blockchain zu einer interessanten Technologie, die - über die Anwendung an digitalem Geld hinaus - eine Vielzahl von Wirtschaftsbereichen nachhaltig verändern und erneuern könnte.

Blockchain im Rechnungswesen

Durch die Möglichkeit, Daten transparent, fälschungssicher und unveränderlich zu speichern, ergeben sich spannende Anwendungsfälle im Bereich der Buchhaltung. So wird in diesem Kontext oft von der dreifachen Buchführung gesprochen. Dabei wird die klassische doppelte Buchführung um eine dritte Ebene erweitert. Sämtliche Transaktionen zwischen zwei Parteien werden zusätzlich mithilfe von Smart Contracts in einer für beide Parteien frei einsehbaren Blockchain festgehalten. Smart Contracts sind auf der Blockchain gespeicherte digitale Verträge, die ausgelöst werden, sobald bestimmte Bedingungen erfüllt bzw. Ereignisse eingetreten sind. 

Die Einführung einer solchen dritten Ebene führt dazu, dass die Prüfung der Bücher teilweise automatisiert und der zeitliche Aufwand der Prüfung deutlich reduziert wird, was wiederum zu geringeren Auditkosten führt. Außerdem wird es deutlich schwerer, Bücher zu manipulieren oder andere betrügerische Maßnahmen umzusetzen, da die Prüfung teilweise automatisch ablaufen kann, wodurch der Handlungsspielraum für Betrug deutlich eingegrenzt wird. Zudem ist ein Eintrag in die Blockchain nahezu unveränderlich, was nachträgliche Anpassungen der Buchungen praktisch unmöglich macht. 

Blockchain im Steuerbereich

Durch das Zusammenspiel von Smart Contracts und Blockchain-Technologie ergeben sich auch im Steuerbereich interessante Anwendungsfälle. Dadurch, dass alle Transaktionen auf der Blockchain einsehbar und nachvollziehbar sind, können Informationsasymmetrien zwischen den Behörden und dem Steuerzahler abgebaut werden, was zu erhöhter Transparenz und Vertrauen führt. Außerdem werden durch Smart Contracts steuerliche Prozesse automatisch angestoßen und dadurch die Bearbeitungsdauer des jeweiligen Sachverhalts verkürzt. Darüber hinaus sind deutlich weniger Parteien in die Prozesse involviert, wodurch die Bearbeitungskosten gesenkt werden, die Komplexität reduziert wird und somit insgesamt signifikante Effizienzgewinnen erzielt werden können.

Bislang werden die Anwendungen der Blockchain-Technologie im Rechnungswesen und Steuerbereich allerdings kaum angewendet. Dies liegt u. a. daran, dass die Blockchain-Technologie eine noch recht junge Technologie ist und Unternehmen wenig bis keine Erfahrung mit dieser haben. Zudem ergeben sich bei der Anwendung regulatorische Fragestellungen, was für zusätzliche Unsicherheit sorgt und die Überführung in ein solches System behindert.

Fazit

Die Einsatzmöglichkeiten der Blockchain-Technologie sind äußerst vielfältig und könnten zu erheblichen Vorteilen in den Bereichen Rechnungswesen und Steuern führen. Gleichzeitig ist die Technologie noch jung und viele Anwendungsfälle wurde bisher noch nicht oder nur in begrenztem Umfang getestet. Nichtsdestotrotz weist die Blockchain-Technologie ein enormes disruptives Potenzial auf. Ein digitales, dezentrales System, das ohne eine vertrauenswürdige Drittpartei auskommt, bietet eine Vielzahl an Vorteilen, die über die reine Kostenreduktion hinausgehen. Somit dürften die Anwendungsfälle der Technologie auch in den kommenden Jahren wachsen und die Digitalisierung und Automatisierung von Geschäftsprozessen weitervorantreiben.

Autoren: Lea Hau und Justin Fulmer