Das Jahr 2022 war sowohl für die Gesellschaft als auch für den M&A-Markt äußerst turbulent und fesselnd. Nach dem Ende der Pandemie trat eine weitere Krise ein, der Ukraine-Krieg. Nachdem das Jahr 2021 das erfolgreichste Jahr für den M&A-Markt in den letzten 20 Jahren war, stellten die ständig steigenden Zinsen eine enorme Herausforderung für die Wirtschaft dar. Der M&A-Markt ging mit dieser Belastung ins Jahr 2023. Man erwartet, dass die erste Jahreshälfte noch etwas gedämpft sein wird, wobei 70 % der Unternehmen von strategischen Investoren und 30 % von Finanzinvestoren erworben werden. Auch in diesem Jahr sind vor allem strategische und ausländische Investoren treibende Kräfte für M&A-Transaktionen. Strategen suchen weiterhin kontinuierlich nach Wachstumsmöglichkeiten und betrachten Akquisitionen auch in der aktuellen Situation als sinnvoll. Im Gegensatz dazu sind Finanzinvestoren aufgrund der derzeitigen Unsicherheit und der Probleme bei der Refinanzierung aufgrund höherer Zinsen noch sehr vorsichtig. Trotzdem verfügen sie über Rekordsummen von etwa 3,6 Billionen USD an "Dry Powder", was grenzüberschreitende Transaktionen begünstigt. Vor fünf bis sechs Jahren lagen diese Barbestände noch bei 1,7 Billionen USD.
Auch in diesem Jahr sind strategische und ausländische Investoren die Haupttreiber hinter den M&A-Transaktionen. Es wird erwartet, dass der Anteil grenzüberschreitender Deals weiterhin auf einem hohen Niveau von rund 70 % bleiben wird. Insbesondere die USA bleiben die wichtigsten Käufer- und Zielländer. Neben den Buy-and-Build-Strategien rücken in diesem Jahr verstärkt operative Verbesserungen und Financial Engineering in den Fokus. Dies wird deutlich durch die folgende Grafik verdeutlicht:
Im Technologiesektor wird ein enormes Potenzial erwartet, insbesondere in den Bereichen Software, Digitalisierung und Medizintechnik (MedTech), sowie im Gesundheitswesen und bei den erneuerbaren Energien. Diese Sektoren sind in den letzten Jahren bereits stark gewachsen und werden aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung und eines wachsenden Fokus auf Nachhaltigkeit weiterhin hohe Nachfrage verzeichnen. Zusätzlich zeichnen sich diese Geschäftsmodelle durch ihre Krisenresistenz und Stabilität aus, wodurch sie besonders attraktiv für Finanzinvestoren sind.
Auf der anderen Seite haben energieintensive Industrien, die Automobilindustrie und der stationäre Einzelhandel mit Herausforderungen zu kämpfen. Sie stehen einer verstärkten Konkurrenz durch den digitalen Handel sowie der Umstellung auf erneuerbare Energiequellen gegenüber. Dennoch bieten sich gerade in diesen Sektoren Möglichkeiten durch Distressed M&A, Turnarounds oder Restrukturierungen.
Das folgende Schaubild veranschaulicht, wie sich die potenziellen Gewinnerbranchen in den nächsten 2-3 Jahren entwickeln könnten und bestätigt die oben genannten Hypothesen.
Der M&A-Markt in Deutschland wird voraussichtlich von den gleichen Trends und Einflussfaktoren geprägt sein wie der globale M&A-Markt. Die Mehrheit der Transaktionen wird im Mid-Cap-Segment stattfinden, da Deutschland sowohl große Unternehmen als auch eine Vielzahl von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in verschiedenen Branchen beheimatet, darunter die Automobilindustrie, der Maschinenbau, die Elektronik und die Biotechnologie. M&A-Transaktionen werden hier nicht aufgrund von Instabilität durchgeführt, sondern aus dem Wunsch, einen angemessenen Nachfolger zu finden. Das erwartete Transaktionsvolumen wird jedoch voraussichtlich unter dem Volumen von 2021 liegen, das 246,9 Milliarden US-Dollar erreichte.
Zusammenfassend wird erwartet, dass sich der M&A-Markt im Jahr 2023 erholen wird und viele interessante und spannende Deals in Aussicht stehen.
Autor: Heiko Frank
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