Im Jahr 2021 wurde eine weltweite Umfrage des Institute of Internal Auditors (IIA) zu den Internationalen Standards der Internen Revision (International Professional Practices Framework = IPPF, 2017) durchgeführt. Die Ergebnisse der Umfrage finden sich in den neuen Global Internal Audit Standards (GIAS) wieder. Diese wurden am 09.01.2024 veröffentlicht und sollen ab 01.01.2025 gelten. Die Struktur der GIAS wurde grundlegend neu aufgesetzt und vereinfacht. Dabei wurden Doppelungen und Inkonsistenzen bereinigt sowie eine hohe praktische Anwendbarkeit sichergestellt. Aktuelle Themen wie Cybersicherheit und Fraud-Risikomanagement wurden ergänzt.
Die verbindlichen Elemente des IPPF (Definition, Ethikkodex, Grundprinzipien, Standards) und die Implementierungsleitlinien wurden in die folgenden fünf, teils inhaltlich überarbeitete, „Domains“ (die insgesamt 15 Prinzipien beinhalten) überführt:
- Zielsetzung der Internen Revision: Diese Domain enthält Elemente der aktuellen Definition und Mission. Neu ist die zusätzliche Zielsetzung, dass die Interne Revision die Organisation darin stärkt, dem öffentlichen Interesse zu dienen.
- Ethik und Professionalität: Diese Domain baut auf dem aktuellen Ethikkodex des IPPF auf. Neben den Prinzipien Integrität, Objektivität, Kompetenz und Vertraulichkeit sind jetzt auch die Standards zur gebotenen beruflichen Sorgfalt Teil dieses Moduls. Die Grundhaltung professioneller Skepsis und die kontinuierliche berufliche Weiterbildung sind weiterhin von höchster Relevanz.
- Governance der Internen Revision: Diese Domain regelt jetzt übersichtlich die Beziehungen zwischen den Leitungs- und Überwachungsorganen („Board“) und der Revision. Dies ermöglicht der Revisionsleitung auf einfache Weise, die wesentlichen Themen zum Mandat, zur Unabhängigkeit sowie zur Qualitätssicherung und Leistung mit dem „Board“ zu besprechen. Die Anforderungen an die Qualifikation der Revisionsleitung sowie die Voraussetzungen für eine leistungsfähige Revision werden außerdem expliziter dargelegt. Neben der Sicherstellung angemessener Ressourcen ist jetzt auch die interne und externe Qualitätssicherung berücksichtigt.
- Leitung der Internen Revision: Diese Domain beinhaltet die Anforderungen an die Revisionsleitung zur wirksamen Steuerung der Internen Revision. Der strategischen Ausrichtung der gesamten Revision wird durch das Prinzip „Strategische Planung“ Rechnung getragen. Darüber hinaus wird der Fokus auf die Leistung der Internen Revision und die Erfüllung von Leistungszielen gelegt. In den GIAS werden Beispiele für Leistungskennzahlen und deren Umsetzung aufgezeigt.
- Erbringung von Revisionsleistungen: Diese Domain enthält einheitliche Vorgaben zur Durchführung von Prüfungs- und Beratungsaufträgen. Hervorzuheben ist hier, dass jede Feststellung bewertet und zu jedem Auftrag ein Gesamturteil abgegeben werden muss. Das Gesamturteil muss jetzt auch eine Stellungnahme zur Wirksamkeit der Governance-, Risikomanagement- und/oder Kontrollprozesse beinhalten. Zudem werden spezielle Inhalte für den öffentlichen Sektor festgelegt, z.B. zum spezifischen rechtlichen Rahmen, zur finanziellen Entscheidungskompetenz der Leitungsorgane und zur Veröffentlichung von Prüfungsergebnissen (sog. topical requirements). Darüber hinaus sollen zu weiteren Themen wie zum Beispiel „Cyber Security“ verbindliche „topical requirements“ erstellt werden.
Mit den neuen GIAS erhalten der Berufsstand der Revisoren und die Stakeholder ein praxisbezogenes und effektives Werkzeug an die Hand, mittels dessen die Position und der Beitrag der Internen Revision in einer unsicheren, sich ständig verändernden und komplexen Unternehmenswelt gestärkt werden kann.
Autorinnen: Anna Marijke Goedeke, Hannover, und Larissa Ibach, Berlin