Gegen Ende dieses Jahres soll die Weltbevölkerung die Grenze von 8 Milliarden Bewohnern überschreiten. Das Thema Healthcare betrifft jeden einzelnen dieser 8 Milliarden Erdenbürger und gleichzeitig ist dieses Bevölkerungswachstum einer der Haupttreiber des weltweiten Healthcare Marktes. Allein die schiere Größe von ca. 9,1 Billionen USD im Jahr 2021 gemäß OECD und Weltbank macht diesen Markt gleichermaßen interessant für Unternehmen und Investoren. Auch wenn man die EU mit 1,07 Billionen EUR (2020) Marktgröße gemäß Eurostat sowie Deutschland mit einem Gesundheitsmarkt von 465 Mrd. EUR (2021) gemäß Destatis betrachtet, sprechen wir von riesigen Märkten.
Neben der Größe dieses Marktes macht ihn aber insbesondere auch das Wachstum interessant. So ist zum Beispiel in Deutschland der Gesundheitsmarkt gemäß Statista von 214 Mrd. EUR im Jahr 2000 auf 440 Mrd. EUR im Jahr 2020 gewachsen, was einem jährlichen Wachstum von 3,7% (CAGR) entspricht. Dieses Wachstum wird von mehreren Megatrends getrieben: alternde Bevölkerung, neue Behandlungs- und Analysemethoden, Präventivmedizin und nicht zuletzt die Digitalisierung wie beispielweise in der Telemedizin.
An der Schnittstelle des attraktiven Gesundheitsmarktes sowie des Wachstumstreibers Digitalisierung befindet sich der Markt für Healthcare-IT. Im weltweiten Healthcare IT-Markt werden gemäß Global Industry Analysts Inc. in diesem Jahr voraussichtlich 276 Mrd. USD umgesetzt werden – 2026 sollen es schon 484 Mrd. USD sein. Kein Wunder also, dass sich auch Beteiligungsgesellschaften darauf spezialisiert haben, umfangreiche Portfolios von Softwarelösungen aufzubauen, um diesen Markttrend aktiv mitzugestalten und gleichzeitig von Synergieeffekten zwischen den Portfoliogesellschaften zu profitieren.
An dieser Stelle möchten wir nur zwei dieser Investoren namentlich erwähnen: Die CompuGroup Medical mit Sitz in Koblenz sowie die GPI mit Sitz in Trento, Italien. Beide Unternehmen haben durch ihre “Buy-and-Build“-Strategie Umsätze von ca. 1 Mrd. EUR bzw. 326 Mio. EUR erreicht und bieten Softwarelösungen zum Beispiel in den Bereichen Krankenhaus, Apotheke, Krankenversicherung, (Zahn-) Arztpraxis, MVZ, Blutbanken und Labor an. Beide Unternehmen konnten ihre Umsätze von 2020 auf 2021 um ca. 20% steigern – organisch sowie anorganisch.
Auch im Markt für medizinische Labore sind ähnliche Tendenzen zur Marktkonsolidierung durch Buy-and-Build-Investoren zu beobachten. In Deutschland sind dabei insbesondere drei Marktteilnehmer besonders aktiv: Sonic Healthcare, Limbach und Synlab. Mit Marktanteilen zwischen 13% und 9% beherrschen sie inzwischen ca. 1/3 des deutschen Labormarktes. Der Grund für den Drang zur Größe liegt auf der Hand: Seitens der Krankenkassen werden für Laboranalysen im Bereich der Humanmedizin zum Teil nur Centbeträge gezahlt – Skaleneffekte sind für eine auskömmliche Profitabilität somit unerlässlich.
Wie der gesamte Gesundheitsmarkt, hat auch der Labormarkt in den letzten ca. 30 Monaten erheblich von der Corona-Pandemie profitiert. Zu Beginn des Jahres 2020 war nur Fachleuten der PCR-Test ein Begriff – heute gibt es kaum eine Nachrichtensendung ohne Nennung dieses Begriffes. Insbesondere eine Statistik zeigt eindrücklich, welche Aufbauarbeit Labore in Deutschland bezüglich PCR-Tests in kürzester Zeit geleistet haben:
Dieser rasante Aufbau der Testkapazitäten von wenigen tausend Tests pro Woche auf über eine Million Tests pro Woche – der bisherige Maximalwert lag bei 2,6 Millionen in KW 5/2022 – ist insbesondere zweierlei Faktoren zu verdanken: Zum einen haben Labore entsprechende Test-Automaten bzw. Automatenstraßen angeschafft. Zum anderen liegt es auf der Hand, dass eine solche Anzahl von Tests nur unter Verwendung hoch spezialisierter und hoch skalierbarer Software abgearbeitet werden kann.
Labore verwenden hierfür sogenannte Laborinformationssysteme (LIS). Das LIS begleitet eine Probe von der Erfassung beim Labor, die Analyse im Labor, die Ausspielung des Testergebnisses an den Arzt und/oder den Patienten sowie die Abrechnung mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) über die gesamte Logistikkette.
Aus der Sicht von strategischen Investoren sowie Finanzinvestoren sind Anbieter von LIS ein hochinteressantes Investment, da sie auf Grund des Geschäftsmodells sehr zuverlässige Cashflows generieren. Die Anzahl der Proben und die Komplexität des Laborbetriebs erfordern, trotz des hohen Standardisierungsgrades von LIS, einen hohen Individualisierungsgrad für das jeweilige Labor bzw. den jeweiligen Laborverbund. Dieses Investment erzeugt einen Login-Effekt und somit eine langjährige Kundenbeziehung. Darüber hinaus sind Labore darauf angewiesen, dass ihr LIS immer auf dem aktuellen Stand ist, um zum Beispiel korrekt mit der KBV abrechnen zu können. LIS-Anbieter erzielen so einen hohen Anteil von wiederkehrenden Umsätzen aus Wartungsverträgen.
Wir gehen davon aus, dass sich neben dem Labormarkt auch der Markt für LIS-Anbieter weiter konsolidieren wird. Dies liegt insbesondere an immer weiter zunehmenden regulatorischen Anforderungen zum Beispiel in den Bereichen Datensicherheit, Datenschutz und Abrechnung mit Krankenkassen, welche kleinere LIS-Anbieter nicht mehr erfüllen können. Gleichzeitig ist dies für LIS-Anbieter guter Marktposition und Investoren eine Chance, diese Konsolidierung aktiv zu gestalten.
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